C. G. Jung und Hypnose

Während meiner Ausbildung zum Psychoanalytiker am C. G. Jung-Institut Stuttgart war Hypnose oder gar Hypnotherapie kein Thema. Als ich meine ersten Schritte in der Hypnotherapie begann, sprangen mich die Möglichkeiten in Kombination mit der analytischen Psychologie förmlich an. Um so mehr verwunderte, dass sich trotz intensiver Recherchen keine deutschen Fachtexte zum Thema fanden. Und das, obwohl in der praktizierenden Hypnoseszene der Name C. G. JUNG immer wieder erwähnt wird. Einige namhafte Hypnotherapeuten waren und sind Jungianer, so zum Beispiel Ernesto Rossi, James Hall und Alfred Cwik.

Geschichte

Historisch überliefert ist, dass S. FREUD bei M. CHARCOT studierte und anfangs glühender Anhänger der Hypnose war (vgl. Hypnose und Psychoanalyse). Weniger bekannt ist, dass auch CARL GUSTAV JUNG scheinbar recht erfolgreich Hypnose einsetzte. Das kann einerseits als Beleg dafür stehen, wie beliebt die klinische Verwendung der Hypnose bei den Ärzten vor über 100 Jahren war.

Die Verwendung der Hypnose war damals sicherlich noch auf einem ganz anderen Stand (vgl. Geschichte der Hypnotherapie). Ähnlich FREUD entschied sich auch JUNG an einem Punkt seiner praktizierenden Tätigkeit dagegen, weiter mit der klassischen Hypnose zu arbeiten. JUNG beschreibt in seinem Buch „Erinnerungen, Träume und Gedanken“ recht eindrücklich eine der dafür verantwortlichen Erfahrungen:

Während einer Vorlesung, wo JUNG etwa 20 Studierenden die Hypnose demonstrieren wollte, behandelte er eine achtundfünfzigjährige Frau. Diese litt seit über 17 Jahre an einer schmerzhaften Lähmung des linken Beines und konnte nur mit Unterstützung an Krücken laufen. Ohne besondere Induktion ging die Frau spontan in tiefe Trance. JUNG versuchte vergeblich, die Frau zu „wecken“, was auf das heilsame Esdaile-Stadium, damals noch als das „hypnotische Koma“ gefürchtet, verweist. Als es ihm gelang, die Frau wieder in das Hier und Jetzt zurück zu holen, warf diese ihre Krücken weg und konnte wieder laufen. Der Effekt dieser Wunderheilung war wider JUNGs Erwartungen nachhaltig. Bei einer weiteren Behandlung ein Jahr später konnte JUNG auch einige der psychodynamischen Hintergründe der Frau besser verstehen.

Doch in der Situation während der Vorlesung musste sich der wohl sehr erschrockene JUNG eingestehen:

„Ich hatte aber nicht die geringste Ahnung, was vor sich gegangen war.“  (ebd. S. 125)

Selbst heute müssten viele Hypnotisierende dies ehrlicherweise zugeben.

Analytische Psychologie

In der Folge und durch die vertiefte Arbeit mit der noch jungen, freudianischen Psychoanalyse, entwickelte C. G. JUNG die analytische Psychologie. Zentral für die analytische Psychologie ist die Annahme, dass der Mensch auf einem sich selbst erkennenden Individuationsweg ist.

JUNG, als empirischer Wissenschaftler, vermied künftig konsequent hypnotische Fachbegriffe und entwickelte seine eigenen Methoden, z. B. das Assoziationsexperiment, die Amplifikation und die Aktive Imagination. Dieser Artikel kann die reichhaltigen, visionären jung’schen Modelle und Theorien nur ansatzweise skizzieren. Ich konzentriere mich dabei auf für mich und für die Hypnotherapie besonders fruchtbar scheinende Gebiete.

Orientierungsfunktionen

Während C. G. JUNG vor allem für sein differenziertes Modell des Unbewussten bekannt ist, wissen wenige, dass er auch ein ausführlicheres Modell des Bewusstseins, der Persona, des Egos, als Ich-Bewusstsein beschrieben hat. Dabei prägte er die Begriffe Introvertiertheit und Extravertiertheit, welche heutzutage (stark vereinfacht) wiederum in aller Munde sind.

Das Ich-Bewusstsein beinhaltet vier, zwischen innerer und äußerer Welt orientierende Funktionen. Diese vier Orientierungsfunktionen teilen sich auf in zwei Paare. Auf der rationalen, da wertenden Achse, finden sich das Denken (richtig/falsch) und das Fühlen (angenehm/unangenehm). Auf der anderen Achse stehen sich die beiden irrationalen, wahrnehmenden Funktionen gegenüber. Diese sind das Empfinden, die sinnliche Wahrnehmung nach Außen, und die Intuition, die Wahrnehmung nach Innen.

Jede dieser einzelnen Funktionen kann introvertiert, also nach innen gerichtet, oder extravertiert, nach außen gerichtet, sein. Dabei bildet der andere Pol automatisch das Gegenteil. Ist also zum Beispiel das Denken extravertiert, ist das Fühlen introvertiert (vgl. Adam: Therapeutisches Arbeiten mit den Orientierungsfunktionen). Wir haben demnach alle zwei extravertierte Funktionen und zwei introvertierte.

Mit diesem Modell lassen sich nun verschiedene psychologische Typen beschreiben, wie es in verschiedenen Persönlichkeitstests auch gemacht wird, bspw. dem Myer-Briggs-Typindikator (MBTI), der Sozionik oder dem Persönlichkeits-System-Interaktionen (PSI)Modell von J. KUHL.

Im optimalen Falle sind alle vier Funktionen gleich gut entwickelt. Oft zeigt sich jedoch eine besonders ausgeprägte Funktion und dem gegenüber die minderwertige Funktion.

Das Modell der Orientierungsfunktionen ergänzt bspw. das VAKOG-Modell (welches nur die Empfindungsfunktion beschreibt) und lässt sich sinnvoll für den Rapport, Diagnostik, Behandlung und sogar Prognose verwenden.

Während sich das Ich-Bewusstsein vor allem mit unserem expliziten Wissen beschreiben lässt, finden die für die Hypnose interessanten Phänomene in der Regel im impliziten Wissen des Unbewussten statt.

C. G. Jungs Modell der Psyche nach Schnocks/Eschenbach

Das Unbewusste

C. G. JUNG widersprach recht früh der freudianischen Triebtheorie, was unter anderem zum Bruch mit FREUD führte, und entwickelte ein eigenes Modell des Unbewussten. Auch er erkannte schon damals, dass das Ich-Bewusstsein nur einen kleinen Teil des Ganzen ausmachte. JUNG ging zwar auch von dem Begriff der Libido aus, verstand diese jedoch als allgemeine Lebensenergie und nicht als lediglich sexuelle Energie.

Er entwickelte den ersten ressourcenorientierten Blick auf das Unbewusste und unterteilte dieses in drei Bereiche. Der erste und offensichtlichste ist das persönliche, das individuelle Unbewusste, in welchem sich die gemachten Erfahrungen und die sogenannten Komplexe wiederfinden. Einer davon ist bspw. der Schatten, mit seinen nicht gewünschten oder verdrängten Anteile. Mit psychischen An-Teilen arbeitet heute vor allem die Ego-State-Therapie. In der klassischen Psychoanalyse werden diese durch den Abwehrmechanismus der Projektion oft im Gegenüber untergebracht.

Der zweite Bereich ist das kollektive Unbewusste. Dieses entdeckte JUNG dank seiner vielfältigen Kenntnisse und Forschungen über andere Kulturen. Gemeint sind damit allen Menschen gemeinsam innewohnende, psychische Dynamiken. Diese Dynamiken beschrieb er als Archetypen (und damit einem Vorläufer der Schematatherapie). Die archetypischen Grundmuster münden in das individuelle Unbewusste, in die individuell aufgeladenen Komplexen.

Als dritten Bereich beschrieb JUNG das Selbst. Es wirkt wie eine Art Zentrale, koordiniert die unbewussten Prozesse und steuert die Entwicklung. Das Selbst selbst ist eine Metapher, denn natürlich gibt es, um ein zeitgemäßeres Bild zu verwenden, keinen solchen Prozessor in uns. Aktuell wird vielmehr von neuronalen Netzen ausgegangen.

E. YAGER nennt diesen Bereich Zentrum. Im Kundalini-Yoga wird ein solcher Bereich das Überbewusstsein genannt. Bei OMNI wäre dies die Ebene des Ultra-Height.  M. SCHWARZ bezieht sich bei seinem Soul and Parts auch auf diesen Bereich und verwendet gar den Begriff der Seele (Soul).

Hypnotherapeutische Verwendung des Modells von C. G. JUNG

Mit diesem skizzierten Bauplan des Unbewussten lässt sich nun hypnotherapeutisch vielfach arbeiten:

  • In leichterer, (Alltags-) Trance wird auf der Ebene des Ich-Bewusstseins mit Progression, Sprachmustern und Metaphern gearbeitet.
  • Altersregression, Time-Line und Affektbrücke setzen optimalerweise Somnambulismus voraus und arbeiten mit dem individuellen Unbewussten. Ab dieser Trance-Tiefe kann dann auch mit dem kollektiven Unbewussten und mit den (archetypischen) Anteilen gearbeitet werden. Hier finden sich verschiedene gestalttherapeutische und traumatherapeutische Methoden, bspw. der sichere Ort, die Innere-Kind-Arbeit, Stühletherapie, die Arbeit mit inneren Helfern und Krafttieren.
  • In tieferer Trance (Esdaile, Sichort-State) kann schliesslich ideomotorisch direkt mit dem Selbst gearbeitet werden.

Enantiodromie

Als ein ursprünglich philosophisches und universelles Prinzip verwendete C. G. JUNG das Prinzip der Enantiodromie, angelehnt an die mechanistische Sichtweise seiner Zeit. Er beschrieb damit die Bewegung der Libido, der seelischen Energie, zwischen zwei Polen. Heute arbeitet die dialektisch behaviorale Therapie (DBT) mit genau diesem Prinzip. (Die in der DBT aus dem Zen entlehnte Achtsamkeitsarbeit arbeitet übrigens mit der Wahrnehmungs-Achse der Orientierungsfunktionen.) Auch bei P. WATZLAWICK, der ebenfalls ein Schüler von JUNG war, findet sich im kommunikationstheoretischen und systemischen Arbeiten dieses Modell wieder. Insbesondere das hypnosystemische Arbeiten verwendet die Frage „Wozu?“ statt dem klassischen psychoanalytischen „Warum?“. JUNG beschrieb dieses „Wozu?“ als den finalen Aspekt.

Psychodynamisch, also als Bewegungen in der Psyche, lassen sich damit die inneren Konflikte darstellen. Besonders schön hat E. ERIKSON die psychosozialen Phasen aufbereitet, bspw. Urmisstrauen vs. Urvertrauen oder Werksinn vs. Minderwertigkeit. In der psychoanalytischen Theorie formuliert aktuell G. RUDOLF in der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) die bereits von FREUD postulierten Grundkonflikte wie bspw. Individuation und Abhängigkeit, Versorgung und Autarkie. Und auch in der Pädagogik wird mit diesen Prinzipien gearbeitet, bspw. im Balance-Modell von R. WINTER.

In allen Theorien von JUNG findet sich dieses ressourcenorientierte Prinzip wieder. Auf der Ebene des Ich-Bewusstseins findet die Bewegung zwischen Denken und Fühlen, zwischen Intuieren und Empfinden statt. Auf der kollektiven Ebene hat jeder Archetyp einen hilfreichen als auch einen einschränkenden Pol. So kann der Mutter-Archetyp versorgend und nährend sein, aber auch verschlingend und festhaltend. Und selbst der versorgende Anteil kann wiederum polar betrachtet werden, sich zwischen überversorgend und vernachlässigend bewegen.

Das macht vielleicht deutlich, dass moralische Kategorien wie gut und böse der Psyche vordergründig egal sind. Wichtig ist, dass eine Bewegung, ein Fließen zwischen den eigentlich wertneutralen Polen möglich ist. Eine Fixierung auf einem der Pole führt unweigerlich zu einer neurotischen, eingeschränkten Entwicklung. Denn der andere, abgelehnte Anteil wird abgespalten.

In der Hypnose bewegen wir uns zwischen Assoziation und Dissoziation. Und besonders bei der Suche nach Ressourcen ist das Bild der Enantiodromie nützlich.

Arbeit mit Träumen

C. G. JUNG erweiterte die Arbeit mit den Träumen. Während in der öffentlichen Wahrnehmung darunter oft nur die eindimensionale Deutung von Traumsymbolen verstanden wird, gibt es in der Traumarbeit nach C. G. JUNG mindestens acht verschiedene Ebenen. JUNG legte den Fokus auf den Kontext des Traumes. Wenn ein alter Mensch den gleichen Traum wie ein junger Mensch hat, ist eventuell nachvollziehbar, dass ein Traumsymbol nicht dieselbe Bedeutung haben muss.

JUNG geht davon aus, dass sich die Psyche mit den Träumen selbst reguliert. In Schlaflaboren wurde nachgewiesen, dass wir während des gesamten Schlafes über träumen. Sowohl in den REM-Phasen als auch in den Tiefschlafphasen. In der Regel kommt es beim Aufwachen zur Amnesie, zum Vergessen, was auf eine ausgeglichene oder aber auch eine sehr belastete Psyche (dann als Schutzfunktion) hindeuten kann.

Die polare Sichtweise ergänzt auf der Ich-Selbst-Achse die Aufgabe des Traumes als Kompensation von Einstellungen des Ich-Bewusstseins. Denn der „Traummacher“ ist am ehesten der Metatron, also das Sprachrohr, des Selbst.

Die Symbole lassen sich individuell interpretieren, hierfür werden die Assoziationen der träumenden Person verwendet. Sie lassen sich aber eben auch kollektiv verstehen. Dafür können Amplifikationen, also Erweiterungen, evtl. aus Mythologie und Religionen und Kunst, ergänzt werden. Besonders im Gedächtnis bleibende Träume können archetypische Entwicklungsschritte anzeigen. Mit den Erkenntnissen aus der Teile-Arbeit kann sowohl das Traum-Ich als auch jedes andere auftretende Symbol als innerer Anteil betrachtet und interpretiert werden, etc.

Hypnotherapeutisch können Träume im Trance-Zustand weitergeträumt und damit neue Erkenntnisse gewonnen werden. Diese Form des Träumen wird auch luzides Träumen genannt (vgl. P. THOLEY). Insbesondere Leistungssportler* verwenden diese Technik. Und schon die Priester der Ägypter* und die Schamanen der verschiedenen Völker kannten diese Methode der „Seelenreise“.

Arbeit mit Märchen und Mythen

Märchen und Mythen verstand C. G. JUNG als kollektive, überlieferte Beschreibungen (und Lösungen) von psychischen Prozessen. In den Kämpfen der Götter im alten Griechenland oder bei den Germanen werden demnach verschiedene, archetypische Inszenierungen verarbeitet. Die Hauptpersonen der Mythen und Märchen erleben oft magisch und mystisch wirkende Abenteuer, in deren Verlauf sie sich entwickeln. Wahrscheinlich muss nicht erwähnt werden, dass sich die Märchenlogik am bildhaften, impliziten Wissen orientiert, vergleichbar der Traumlogik.

Aus dieser Arbeit heraus entwickelte sich das therapeutische Sandspiel. Während dieser besonders für Kinder geeigneten Therapieform sind die Spielenden oft automatisch in leichter Trance, als einem konzentrierten, fokussierten Zustand und können so Entwicklungsaufgaben bewältigen, Möglichkeiten erproben, oder psychische Themen erweitern und verarbeiten. Die Ergebnisse der expressiven Sandarbeit zeigen, dass hierfür nicht einmal verbale oder nonverbale Kommunikation notwendig ist. Insbesondere wenn Traumatas zu bedrohlich sind, kann so und scheinbar im Außen, an den anstehenden Themen gearbeitet werden. Das Psychodrama arbeitet ebenfalls mit diesem Zustand.

Vor allem die Arbeit mit Metaphern und Geschichten wendet instinktiv und ganz selbstverständlich kollektives Wissen an.

Aktive Imagination

Zuletzt soll noch die von C. G. JUNG entwickelte Aktive Imagination erwähnt werden. Weitere imaginative Verfahren sind bspw. J. SCHULTZ‘ autogenes Training und H. LEUNER’s kathathymes Bilderleben. Im weiteren Sinne bauen V. FRANKL’s Logotherapie und A. LAZARUS Innenbilder ebenfalls darauf auf. Und auch S. MOSIMANN’s mindTV bezeichnet sich als Imaginationsverfahren, der Arbeit mit inneren Bildern.

Letztendlich sind dieses alles mehr oder weniger strukturierte hypnotische Techniken, welche ich in eigenen Beiträgen beschreibe.

Fazit

Ich hoffe, mit diesem Text einen Einblick in die Arbeit mit der analytischen Psychologie von C. G. JUNG ermöglicht zu haben. Ich habe klassische psychoanalytische Themenfelder wie die Arbeit mit Übertragung und Gegenübertragung ausgelassen, diese werden im Beitrag Hypnose und Psychoanalyse dargestellt.

Das hypnotherapeutische Potential scheint mir noch lange nicht ausgeschöpft. Insbesondere die Aktive Imagination profitiert, wenn sie bewusster als hypnotherapeutische Methode verstanden und verwendet wird. Aber auch in allen anderen hier beschriebenen Bereichen finden sich sinnvolle Verknüpfungen, ergänzen sich die Theorien, Modelle und Methoden.

(Imagebild: Wikipedia)

Hypnose als Kassenleistung

Immer wieder lese und höre ich davon, dass Hypnose von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert und als Kassenleistung anerkannt werden soll. In diesem Beitrag nehme ich mich dieses Themenkomplexes an und stelle die damit verbundenen Strukturen für Deutschland dar.

Für die Anerkennung werden in der Regel zwei Gründe angeführt.

  1. Hypnose sei ein besonders effizientes Verfahren.
  2. Die Kosten einer Behandlung mit Hypnose müssen derzeit privat bezahlt werden.

Was Viele vielleicht nicht wissen: Hypnose ist bereits als Kassenleistung abrechenbar. Allerdings nicht als eigenständiges Psychotherapie-Verfahren, sondern als sogenanntes Suggestives Verfahren.

Wer kann dies abrechnen, warum ist das so und wie kann dies evtl. verändert werden?

Das sozialrechtliche System in Deutschland

Das Sozialrecht ist direkt aus dem Grundgesetz abgeleitet. Es regelt die Ansprüche der Bürger* in Deutschland für ein menschenwürdiges Leben, wenn diese nicht (mehr) in der Lage sind, dies selbstständig zu schaffen. Das Sozialrecht ist sehr weit ausdifferenziert und regelt unter anderem die Fürsorgepflichten des Staates. Finanziert wird es durch die Sozialversicherung (vgl. Arbeitsgemeinschaft Sozialrecht).

Im Rahmen der darunter fallenden Leistungen, welche die gesetzlichen Krankenkassen finanzieren, gehört Hypnosetherapie zu den psychotherapeutischen Verfahren innerhalb der fachärztlichen Versorgung. Die Krankenversicherung hat für diese Versorgung ein eigenes Gesetzbuch, das Sozialgesetzbuch V. (Es lohnt sich grundsätzlich, einmal durch die Sozialgesetzbücher zu blättern.)

Aus dem SGB V ergeben sich sowohl die Leistungen, welche die Krankenversicherung übernimmt, als auch die Anforderungen. Und hier kommt bereits die erste Schwierigkeit für viele Hypnotherapeut*en.

Anforderungen

§95 SGB V regelt, wer grundsätzlich zur Leistungserbringung berechtigt ist. In der Regel sind dies die sogenannten Vertragsärzte. Diese sind universitär ausgebildet, haben eine Approbation und sind damit bestallt durch ein Regierungspräsidium (Bestallung = Amtseinsetzung).

Ende 2016 hat ein Beschluss des Bundessozialgerichtes endgültig Heilpraktiker (mit oder ohne sektorale Zulassung für Psychotherapie) von der gesetzlichen Leistungserbringung ausgeschlossen.

Die staatlich reglementierte Ausbildung und die vertragsärztlichen Pflichten stellen eine gewisse Qualität sicher. Zu den ärztlichen Pflichten gehören zum Beispiel neben dem „primum non nocere“ (erstens, nicht schaden), die Gleichbehandlung aller Menschen, der Fokus auf die Befähigung zur Autonomie der Pat. und die ärztliche Schweigepflicht. Diese sind in den länderspezifischen Berufsordnungen und strafrechtlich verankert.

Ãœbernahme von Leistungen

Im SGB V sind ein paar wesentliche, vor allem marktwirtschaftlich relevante Prinzipien ergänzt:

Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Leistungen, die nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind, können Versicherte nicht beanspruchen, dürfen die Leistungserbringer nicht bewirken und die Krankenkassen nicht bewilligen (§12 (1) SGB V).

Welche Leistungen diese Vorgaben wie erfüllen, regelt der Bundesmantelvertrag der Ärzte und detaillierter für die gesetzlichen Krankenkassen der Einheitliche Bewertungsmassstab (EBM). Dort finden sich unter der Abrechnungs-Nummer 35120 eingangs erwähnte Suggestive Verfahren. Diese Nummer liegt mit derzeit 61,80 €/Stunde deutlich unter dem Stundensatz für eine Stunde Psychotherapie mit aktuell 89,60 €. Interessant ist auch, dass die Verwendung in psychodynamischen Verfahren dezidiert ausgeschlossen wird.

Dies liegt daran, dass Hypnose als suggestives, übendes Verfahren (miss-) verstanden und den Entspannungsverfahren zugeordnet wird. Klassisch psychodynamische Methoden, wie die freie Assoziation, die Regression, und spezifischer die „Aktive Imagination“ oder das „Katathyme Bilderleben“, welche ebenfalls als hypnotisch verstehbar wären, werden nicht beachtet (vgl. Hypnose und Psychoanalyse, Hypnose als Technik).

Grundlagen der Bezahlung

Die Krankenkassen haben durchaus ein großes Interesse daran, die Kosten weiter zu reduzieren. Viele Krankenkassen fördern Kurzzeittherapien, indem bspw. die ersten Stunden höher vergütet oder die Anträge für diese vereinfacht werden.

Der aktuelle Stundenlohn für eine Psychotherapie ist ein Ergebnis aus jahrzehntelangen Verhandlungen und der Orientierung an einem universitären Abschluss in Verbindung mit der Approbation.

Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass für eine weniger hochwertige Ausbildung der gleiche Stundensatz gezahlt wird. Sollte Hypnose also von den Krankenkassen ohne vergleichbare Ausbildung anerkannt werden, könnte die Entlohnung eher mit den Leistungen für Ergotherapie oder Logopädie verglichen werden, die in etwa bei 40-50 €/Stunde liegen.

Wieviel eine Leistung wert ist, wird vom Bewertungsausschuss bestimmt und laufend angepasst. Für die meisten Leistungen, welche die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen müssen, gibt es in der Regel bereits feste, sogenannte Budgets. (Psychotherapie wird im Augenblick extrabudgetär verrechnet. Die nächste Überprüfung, ob das weiterhin so bleibt, findet 2019 statt.)

Budgets bedeuten, dass es einen Topf und damit auch einen Deckel gibt, wieviel Geld für bestimmte Leistungen ausgegeben werden dürfen. Entsprechend schwierig ist es, „neue“ Arzneimittel oder Verfahren zu positionieren. Denn in der Praxis bedeutet dies oft lediglich ein Umverteilen von bereits stark umkämpften Geldern im System.

Ãœber das Einbringen von neuen Verfahren oder Leistungen entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA). Dieser versteht sich als „oberste[s] Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland“ (ebd.).

Dass der GBA aus Vertreter*n von etablierten Verfahren bestehen, dürfte nachvollziehbar sein. Auch ist der Stellenwert der Psychotherapie allgemein in der ärztlichen Landschaft sowohl das Einkommen betreffend, als auch von der Anerkennung her nach wie vor ein eher untergeordneter.

Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie

Bezüglich der Anerkennung neuer Psychotherapie-Verfahren schliesslich bezieht sich der GBA auf den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP). Dieser überprüft auf Anfrage, ob ein Verfahren wissenschaftlich fundiert ist. Hypnose hat 2006 die wissenschaftliche Anerkennung bekommen, jedoch nur für einen Bereich  und nicht als Empfehlung für eine eigenständige Ausbildung oder gar als Richtlinienverfahren.

Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie stellt zusammenfassend fest, dass die Hypnotherapie bei Erwachsenen für Behandlungen in folgenden Anwendungsbereichen als wissenschaftlich anerkannt gelten kann: Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Krankheiten sowie Abhängigkeit und Missbrauch (Belege liegen lediglich für Raucherentwöhnung und Methadonentzug vor).

Die Hypnotherapie kann nicht als Verfahren für die vertiefte Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten entsprechend § 1 Abs. 1 der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Psychologische Psychotherapeuten empfohlen werden, da sie nicht für die geforderte Mindestzahl von fünf der 12 Anwendungsbereiche der Psychotherapie bei Erwachsenen des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie bzw. für mindestens vier der acht klassischen Anwendungsbereiche als wissenschaftlich anerkannt gelten kann.

Bei Kindern und Jugendlichen kann für keinen Anwendungsbereich der Psychotherapie die wissenschaftliche Anerkennung festgestellt werden. Die kurzfristige Wirksamkeit der Hypnotherapie bei Kindern und Jugendlichen zur besseren Bewältigung von Chemotherapien bei Krebserkrankungen und weiteren belastenden medizinischen Interventionen ist jedoch belegt.“ (vgl. WBP)

Wie schwierig eine wissenschaftliche Anerkennung als Psychotherapie-Verfahren ist, zeigt sich bspw. daran, dass die Studien zur ehemals breiter etablierten Gesprächstherapie als humanistischem Verfahren erneut nicht ausreichten. Ein Grund ist, dass aktuell die Lehrstühle in Psychologie (und damit die Forschungen) zu nahezu 100% in Händen der Verhaltenstherapie sind (vgl. EBERWEIN). EBERWEIN hat auch sehr zutreffend über die weltweit einzigartige Doppelhürde der sozialrechtlichen Anerkennung geschrieben.

Die systemische Therapie hat es 2008 geschafft, die wissenschaftliche Anerkennung als Psychotherapie-Verfahren zu bekommen. Der Antrag zur sozialrechtlichen Anerkennung wurde beim GBA wurde eingereicht, eine Entscheidung (und damit die Übernahme in den Leistungskatalog durch die Krankenkassen) steht heute, zehn Jahre später, noch aus.

… endlich anerkannt?!

Von der sozialrechtlichen Anerkennung wiederum werden nur die (systemischen) Therapeut*en profitieren, welche eine Approbation haben.

Es gibt inzwischen immerhin vier systemische Institute, welche diese ermöglichen. Das heisst, dass diese Institute eine Ausbildung anbieten, welche den Vorgaben der Regierungspräsidien genügt. Aktuell bedeutet dies eine Ausbildungsdauer von 4200 Stunden, wovon bspw. 1800 Stunden als praktische Tätigkeit in einer Klinik abzuleisten sind (vgl. Curriculum Gesellschaft Systemische Therapie und Beratung).

Diese Klinikzeit, in der Regel 1,5 Jahre, ist für Psychotherapeut*en in Ausbildung oft der schwierigste Teil. Für die wenigen Praktikumsstellen gibt es heiß umkämpfte Kooperationsverträge zwischen den etablierten Ausbildungsinstituten und Kliniken. In der Regel gibt es wenig bis keinen Lohn. Und diese Tätigkeit setzt einen universitären Abschluss in Psychologie oder/und (bei der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie) in Pädagogik voraus.

Um anschliessend in der Leistungserbringung als Vertragsarzt zu arbeiten, benötigt  es dann noch eine Niederlassung. Denn die Anzahl der Praxissitze ist begrenzt. In vielen Regierungsbezirken werden die bspw. durch Rente frei werdenden Sitze nach Fachkunde nachbesetzt, in den anderen nach Wartezeit nach dem Erwerb der Approbation.

Die systemischen Therapeut*en werden es insbesondere in Grossstädten schwierig haben, Fuss zu fassen. Die alternative Praxis der Kostenerstattung ist für die gesetzlichen Krankenkassen (für Approbierte) aktuell sehr erschwert. Und ein Praxissitz muss bereits jetzt – je nach Lage – mit 40.000 – 120.00 € „gekauft“ werden.

Sollte die Hypnosetherapie diesen Weg gehen, stände ihr wahrscheinlich dasselbe bevor.

Zusammenfassung

Was bedeutet dies nun für die Hypnose?

  1. Hypnose sei ein besonders effizientes Verfahren.

Um dies zu belegen müsste weiter Grundlagenforschung betrieben werden. Aktuell werden größtenteils nur RCT-Studien (randomisiert kontrollierte Studien) als „Gold-Standard“ angesehen. Es benötigt weitere solcher Studien, um in fünf der zwölf psychotherapeutischen Anwendungsgebieten die wissenschaftliche Anerkennung zu bekommen.

Erst damit hätte die Hypnose überhaupt die Möglichkeit, im GBA sozialrechtlich anerkannt zu werden.

Dies ist nur mit starken Dachverbänden und engagierten Mitgliedern möglich, die bspw. Studien bezahlen und berufspolitische Lobbyarbeit auf professionellem Niveau betreiben.

2. Die Kosten einer Behandlung mit Hypnose müssen derzeit privat bezahlt werden.

Um den aktuellen von den Krankenkassen akzeptierten psychotherapeutischen Stundensatz zu halten (es gibt viele Hypnosetherapeuten, die bereits heute einen deutlich höheren Stundensatz haben) benötigt es zwingend eine universitäre Ausbildung und die Approbation.

Dazu müsste ein eigener Ausbildungsgang erstellt und damit Hypnosetherapie als eigenständiger, freier Beruf, staatlich anerkannt (und reglementiert) etabliert werden.

Alternativ kann akzeptiert werden, dass Hypnosetherapie in einer berufs- und sozialrechtlichen Nische ihren Platz hat und selbst finanziert oder ergänzend im Rahmen eines Richtlinienverfahrens verwendet wird. Dies hat durchaus auch Vorteile, bspw. motiviertere Behandlungen. (Auch hierzu wären Forschungen spannend!)

Da Hypnosetherapie gerade einen Aufschwung und eine Zunahme an Behandelnden erlebt, ist es auch vorstellbar, dass sich die Preise dem „Markt“ anpassen.

Hypnose als Ausbildung?!

Unter „Hypnotischer Vielfalt“ habe ich einige der bekannteren Angebote von Hypnose-Ausbildungen Weiterbildungen zusammengefasst. Der folgende Beitrag stellt hierzu meine Gedanken zu Bezeichnung und beruflicher Anerkennung dar.

Ausbildung

Umgangssprachlich ist der Begriff einer Ausbildung in Hypnose durchaus zutreffend. Doch streng genommen gibt es in Deutschland keine einzige, berufsrechtlich relevante Ausbildung in Hypnose oder sogar Hypnosetherapie. Weder von der MEG, von OMNI, Thermedius oder Paracelsus und erst recht nicht von den ganzen freien Anbietenden.

Denn die Hypnosetherapie ist bis heute weder ein staatlich geschützter Begriff noch ein eigener Beruf.

Doch genau dies benötigt es in Deutschland für eine Ausbildung: einen staatlich geschützten und regulierten Ausbildungsberuf. Für diesen wiederum muss ein Curriculum, also ein einheitliches Verzeichnis, von fachlich vermittelbaren Fertigkeiten und Kenntnissen bestehen (vgl. EBERWEIN).

(Die aktuell stattfindende Reform der Psychotherapie-Ausbildung zeigt die enorme Komplexität.)

Weiterbildung

Passender wäre der Begriff der Weiterbildung. Dieser beschreibt das Erlernen einer Fähigkeit, einer Spezialisierung, aufbauend auf einem bereits bestehenden Beruf.

Bei Hypnosetherapie könnte entsprechend der Heilpraktiker* (der wiederum ein freier Beruf und kein staatlich anerkannter wie bspw. in der Schweiz ist), oder aber der psychotherapeutische bzw. ärztliche, staatlich geschützte Beruf verwendet werden.

Für Hypnose allgemeiner, bspw. für Coaching, Beratung oder Bühne gibt es noch keinen staatlich regel- und schützbaren Rahmen.

Fortbildung

Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch noch den Begriff der Fortbildung.

Diese zielt auf „Erhaltung, Erweiterung und technische Anpassung der Qualifikationen, die in der Ausbildung erworben wurde“ (vgl. ebd.). Da viele Hypnose(therapie)-„Ausbildungen“ durchaus eine solide Basis bilden, ist es nicht ungewöhnlich, dass darauf aufbauend vertiefend weitere Hypnose-Fortbildungen (in Blitzhypnose, in Reggression, in Metaphernarbeit, etc.) angeboten werden.

Hier hinkt die öffentliche, staatliche und wissenschaftliche Anerkennung der Realität hinterher. Eine Fortbildung in Hypnose bedeutet dort nach wie vor oft lediglich eine weitere Entspannungstechnik in einem etablierteren Psychotherapie-Verfahren.

Sinn und Unsinn

Natürlich haben die verschiedenen Schulen ihr einheitliches Curriculum.

Insbesondere bei OMNI gibt es in jedem „Ausbildungs“-Kurs einen sogar zertifizierten Prozess. Bei der MEG scheint das Curriculum mit den A- und B(asic)-Kursen am ausgereiftesten. Die Kurse geben einen umfassenden Ãœberblick über die therapeutische Verwendung von Hypnose. Die Weiterbildung ist für einen längeren Zeitraum ausgelegt und ermöglicht auch durch die Supervision eine Begleitung der eigenen praktischen Erfahrung. Die Inhalte unterscheiden sich erst in den frei wählbaren C-Kursen.

Ein einheitlicher und staatlich geschützter Beruf stellt wesentlich sinnvoller Qualität sicher, als es jetzt durch die ganzen bunten und professionell wirken sollenden Zertifikate und Titel der bestehenden Schulen möglich ist. (Eine besonders schöne und beeindruckende Sammlung findet sich bei Dr. med. Polten.) Dies könnte durchaus die bestehende Verunsicherung sowohl bei Interessierten als auch Klientel verringern.

Gleichzeitig benötigt es eine instituteübergreifende Zusammenarbeit:

  • Wie sieht es mit dem praktischen Anteil aus?
  • Was ist mit der notwendigen Selbsterfahrung in einem sozialen, sogar therapeutischen Beruf?
  • Und die Frage nach den theoretischen Grundlagen

Und spätestens da deuten sich Konflikte an.

Zum Beispiel unterscheiden manche in aufdeckender Hypnose, in tieferer Trance, symptomorientiert und regressiv und in eher suggestiver, bzw. zudeckender, bzw. stabilisierender und leichterer Trance-Arbeit. Der Sinn einer solchen Trennung mit direkten Auswirkungen auf die „Ausbildung“ wird insbesondere von den ursachenorientierten Verfahren nicht diskutiert, weswegen ich auch nicht weiter auf die inhaltliche Ebene eingehe.

Wichtiger scheint, dass manche Hypnosetherapie in den Händen von fundiert ausgebildeten Ärzt*en und Psychotherapeut*en sehen, während andere Hypnose als alltagstaugliche und leicht erlernbare Methode vermitteln (vgl. Zwischen Elfenbeinturm und Strassenlärm).

Es besteht die Gefahr, dass es mit einem anerkannten Beruf Zugangsvoraussetzungen gibt, wie es sie zum Beispiel bei der Milton-Erickson-Gesellschaft (MEG) und der Deutschen Gesellschaft für Hypnose (DGH) bereits vorhanden sind. Dort dürfen oft nur Approbierte, also Ärzte* und Psychotherapeut*en, die Weiterbildung machen.

Hypnose als Geschäft

Nicht zu vergessen sind marktwirtschaftliche Ãœberlegungen.

Es gibt die bereits erwähnte, schwer zu überschauende Vielfalt an verschiedenen „Ausbildungen“ ja nicht umsonst. Je mehr Hypnose als effizientes Verfahren bekannter wird, desto mehr steigen die Möglichkeiten, damit Geld zu verdienen.

In kaum einem anderen Verfahren können eben so schnell und effizient (und wenig reguliert) die Grundlagen vermittelt werden.

Und dabei werden bereits im großen Stil „neue“ Methoden persönlich „geschützt“ durch ® (Registered Trademark) oder â„¢ (Unregistered Trademark). Im Sinne des Marketings und dem Erreichen einer möglichst großen Zielgruppe ist es natürlich wichtig, dass eine komplette Ausbildung stattfindet und nicht lediglich eine Weiterbildung für einen bereits bestehenden Beruf.

Auch gibt es in anderen Ländern – insbesondere den Vereinigten Staaten, aber auch der Schweiz – andere Regularien, welche auch in Deutschland Fuss fassen (wollen). So entstehen rechtlich relevante Wortschöpfungen wie Diplom-Hypnotiseur u. A.

Abschliessender Gedanke:

In der Regel besuchen erfolgreich mit Hypnose Arbeitenden nicht nur den „Ausbildungs“-Kurs. Es ist interessant, wieviel Zeit und Geld bereits in die eigene Bildung (Selbsterfahrung, Praxis und Theorie) durch die verschiedenen Workshops investiert wird. Diese Daten könnten mit anderen Ausbildungen verglichen werden. Ich gehe davon aus, dass die Kosten  inzwischen nicht so weit auseinander liegen. Und: Eine umfangreichere Ausbildung ist günstiger, wenn nicht jeder Workshop einzeln eingekauft werden muss.

Auch bleibt es spannend, wie die Geschichte der Hypnosetherapie in Deutschland weiter geht. Hypnose für alle? Hypnose für die, die es sich leisten können? Oder dürfen nur universitär Gebildete Hypnose einsetzen?

All das versteckt sich hinter der Frage, ob das Erlernen der Hypnosetherapie eine Ausbildung ist, oder …

unbewusst oder unterbewusst

In der Hypnose spielen Modelle unseres Bewusstseins, von bewusst, unbewusst oder unterbewusst eine wichtige Rolle. Die Diskussion darüber ist einerseits sehr alt und gleichzeitig hochaktuell.

Dass diese ursprünglich philosophischen Begriffe heute ganz alltäglich verwendet werden, gilt als ein Verdienst der Arbeit von FREUD.

Vorbereitung

Unterschieden wird zwischen bewussten und unbewussten Zuständen.

Wir sind uns bewusst, haben also ein Bewusst-Sein und demzufolge auch ein Unbewusst-Sein.

Mit diesen Begriffen werden ebenso Vorgänge beschrieben und veranschaulicht. Prozesse, mit denen wir die Welt erfahren. Bewusst sind wir uns darüber, was wir im Hier und Jetzt wahrnehmen, ob nun mit unseren Sinnesorganen im Außen – oder nach Innen gerichtet.

Alles Andere kann dem Unbewussten zugeordnet werden.

In einer solchen, polaren Sichtweise variiert das Verhältnis zwischen bewusst und unbewusst. Je nachdem, was alles als un-bewusst verstanden wird. Viele, die sich das erste Mal mit dem Thema beschäftigen, überrascht, dass das eigene Bewusstsein oft nur den geringsten Teil ausmacht.

Manche Modelle des Unbewussten beinhalten die gesamten physiologischen Vorgänge im Körper, bspw. die Blutzirkulation oder das Spannen und Entspannen unserer Muskulatur, wie beim Schlagen des Herzens, bei der Verdauung oder dem Vorgang der Atmung.

Andere Modelle konzentrieren sich vor allem auf die Sinnesorgane und unser Gedächtnis. Erfahrungen und Erinnerungen, Gefühle und Glaubenssätze, welche oft als Bilder ihren Platz in unserem neuronalen Speicher haben.

Unbewusst oder Unterbewusst?

Häufig meinen wir mit den beiden Begriffen unbewusst und unterbewusst das Gleiche.

Unterbewusst spricht dabei eine räumliche, bildhafte Ebene an, welche unter dem Bewusstsein liegt. Vielleicht so, als ob das Bewusstsein ein Ölfilm auf dem Wasser, dem Unbewussten, ist. Auch das Eisberg-Modell bedient sich eines ähnlichen Bildes. Und das für die Hypnose so typische „tiefer und tiefer“ bedient sich ganz selbstverständlich dieser Metapher.

Dieses sprachliche Bild verändert sich in anderen Modellen, in denen vielleicht das Unbewusste das Bewusste vollständig umgibt. Manche bezeichnen dort das Bewusste als (sehr kleinen) Lichtkegel im Dunkel des Unbewussten. Hier ist das Bewusstsein wie eine Art Fokus. Die Aufmerksamkeit wird auf etwas gerichtet.

Im Gegensatz zur (tiefen-)psychologischen Fachsprache verwenden wir im Alltag öfter den Begriff des Unterbewusstseins. Und für einen guten Rapport ist es sinnvoll, die Sprache und Bilder des Klientels zu verwenden.

Ein weiterer Vorteil bei der Verwendung in der Hypnose ist, dass sich das Unterbewusste scheinbar leichter als Instanz ansprechen lässt. Ganz so, als ob das Unterbewusstsein eine eigenständige Gestalt in uns ist. Während nun das Unbewusste eher eine Art Raum oder Feld beschreibt.

Mehr Tiefe und das kollektive Unbewusste

Es gibt noch detailliertere Modelle und weitere Ebenen.

C. G. JUNG ergänzte zum individuellen Unbewussten noch ein allen Menschen gemeinsames Unbewusstes. In diese kollektive Ebene münden archetypische Muster. Diese wiederum werden von einem Kern des Unbewussten gesteuert, JUNG nannte dies das „Selbst“.

E. YAGER spricht von einem „Zentrum“. Er widerspricht dem Weisheitsgedanken von JUNG, steht dem „Zentrum“ jedoch eine eigenständige Intelligenz zu.

Bei OMNI wird eine ähnliche Ebene, welche aus dem Unbewussten erreichbar ist „Ãœberbewusstsein“ genannt.

Alle Modelle sind als Hypothesen zu verstehen.

Neurologisch (und philosophisch) lassen sich die Trennungen zwischen den Zuständen oder Prozessen nicht aufrecht erhalten. Die Wahrnehmungskanäle und entsprechenden Hirnareale sind sehr genau erforscht. Unser peripheres Nervensystem, bspw. die Sinnesorgane, leiten die Reize über die afferenten Nervenbahnen zu Teilen des Gehirns, dem Zentralen Nervensystem. Dort werden sie „verarbeitet“ und über die efferenten Nervenbahnen (wieder peripheres Nervensystem) wird die körperliche Reaktion, bspw. über unsere Muskeln, aktiviert.

Insbesondere Medikamente nutzen die sehr detaillierten Kenntnisse über die biochemischen Vorgänge im Gehirns.

Ãœbrigens: Freud und andere Sprachen

Im Englischen wird zwischen conscious (bewusst), subconscious (unterbewusst) und unconscious (unbewusst) unterschieden. Dort wird sowohl das conscious als auch das subconscious als Teil des unconscious verstanden.

Es gibt Vermutungen, nach denen die Frage nach einer Unterscheidung lediglich Fehlern bei der Ãœbersetzung von Freud’s Schriften vom Deutschen ins Englische und wieder zurück zu verdanken ist. Ursprünglich wurde nämlich mit subconscious das Vorbewusste in Freud’s Modell übersetzt.

Im Trancezustand ist das alles glücklicherweise egal.

Das Un-ter-bewusste versteht, egal, wie es angesprochen wird.

Und so können in Hypnose viele unbewusste Prozesse oder Zustände, sowohl physiologische, bspw. Körperfunktionen, als auch neurologische, z. B. Gedächtnisinhalte, angesprochen und verändert werden.

American Health Magazine 2008 und die Studie von Alfred A. Barrios 1970

Das „American Health Magazine“ veröffentlichte im Jahr 2008 die Ergebnisse einer Vergleichsstudie, die wirklich beeindruckend ist:

  • Psychoanalyse: 38 % Verbesserung nach 600 Stunden
  • Verhaltenstherapie: 72 % Verbesserung nach 22 Stunden
  • Hypnosetherapie: 93 % Verbesserung nach 6 Stunden

So liest sich eine auf vielen Internet-Seiten über Hypnose veröffentlichte Studie. Die Darstellung variiert manchmal, die Zahlen bleiben gleich. Immer an guten Forschungsergebnissen zur Wirksamkeit von Hypnosetherapie interessiert, machte ich mich auf die Suche nach dieser Studie.

Was nicht ganz einfach war.

1. Die Quelle: „American Health Magazine“ 2008

Das „American Health Magazine“ war ein US-amerikanisches Magazin zum Ende des 20. Jahrhunderts. Für seine fachlichen Artikel erhielt es sogar einige Auszeichnungen. 1999 erschien jedoch die letzte Ausgabe. Danach wurde die Zeitschrift von Time Warners „Health“ übernommen.

„According to an abstract, Madison Avenue magazine reported in 1986 that American Health had an „upbeat and informative“ tone and boasted of a circulation of 85,000. The last issue of American Health was published in October 1999. Then, its trademark and circulation assets had been acquired by Time Warner’s Health magazine.“

(Quelle: Stand 18.02.2018)

2008 gab es dieses Magazin also nicht mehr. Es gelang mir nicht herauszufinden, wer diese „Quelle“ zuerst verwendete. (Sollte es doch 2008 in einer vergleichbaren Zeitschrift publiziert worden sein, freue ich mich über einen Hinweis!)

Sollten es einfach nur Fakenews sein?

2. Die Quelle: Alfred A. Barrios: Psychotherapy – Theory, Research and Practice.

Einige, wenigere Webseiten geben den ursprünglichen Verfasser an. Dieser war Alfred A. BARRIOS. BARRIOS veröffentliche 1970 eine Meta-Studie mit genau diesen Zahlen. Diese Studie findet sich bspw. noch hier oder hier.

Interessant ist zuerst einmal die Jahreszahl. Im Rahmen der Forschung stammt die Studie aus der Pionier-Zeit der Psychotherapie. Die eigentliche Forschung zu Psychotherapie-Verfahren begann gerade erst.

Es war die Zeit, in der die Verhaltenstherapie ihren Aufschwung hatte. Die ersten systemischen Ansätze entwickelten sich, vor allem durch die Palo Alto-Gruppe. Ebenso verbreitete sich die Gesprächstherapie nach ROGERS. Sogar die Psychoanalyse bewegte sich. Nach der Ich-Psychologie mit Anna FREUD als prominenter Vertreterin und der Objektbeziehungstheorie von Melanie KLEIN, entwickelte sich die Selbstpsychologie und legte damit den Grundstein für ein heutiges, intersubjektives Verständnis.

Und auch die Entwicklungen der Hypnotherapie nach ERICKSON und viele andere Ansätze, bspw. die der Hypnoanalyse (ELMAN, BOYNE), der NLP (BANDLER, GRINDER) oder der Ego-State (WATKINS) begannen gerade erst (vgl. die Geschichte der Hypnosetherapie).

Doch zurück zur Studie.

2. 1. Inhalt der Studie

Das Zitierte liest sich im Original-Artikel so:

„Averaging the above figures, we find that for psychoanalysis we can expect a recovery rate of 38% after approximately 600 sessions. For Wolpian therapy, we can expect a recovery rate of 72% after an average of 22 sessions, and for hypnotherapy we can expect a recovery rate of 93% after an average of 6 sessions.“

„Wolpian therapy“ verweist auf WOLPE. WOLPE war einer der Gründerväter der Verhaltenstherapie. Er forschte insbesondere zur systematischen Desensibilisierung. Um die Wichtigkeit der damals noch jungen Verhaltenstherapie darzustellen, führte WOLPE eine eigene Studie mit etwas über 200 Proband*en durch und veröffentlichte diese.

Es war die allererste, groß angelegte Studie für die Verhaltenstherapie. Sie begründete die Domäne der Verhaltenstherapie in transparenten, an aktuellen und naturwissenschaftlichen Standards orientierten Studien.

Das Design dieser Studien orientiert sich übrigens an den medizinischen und pharmazeutischen Forschungen. Diese Designs beruhen darauf, Effekte bei möglichst vielen zu bewirken und zu messen, bspw. die Linderung depressiver Symptome. Es geht weniger darum, wie z. B. noch in der Psychoanalyse, vom Einzelfall und dessen Symptom auf das dahinter liegende, ganzheitlichere, psychische Muster zu erschließen.

WOLPE verglich seine Studie mit zwei Studien mit je über 500 Proband*en zur damaligen einzigen Konkurrenz, der Psychoanalyse. Die eben erwähnte 600 Stunden im Schnitt dauerten.

Es gibt inzwischen eine Unmenge mehr an verhaltenstherapeutische Studien. Die behavioristischen Verfahren hatten ihre kognitive Wende mit BECK und ELLIS. Später dann mit der sogenannten dritten Welle wurden weitere psychotherapeutische Prinzipien und Methoden übernommen und beforscht, bspw. die Schemata und die Achtsamkeit. Es gibt heute ein deutlich differenzierteres Bild bzgl. Störungsbildern und Effizienz in der Verhaltenstherapie als noch in der WOLPE-Studie.

Die Grossmutter aller verhaltenstherapeutischen Studien, diese Meta-Studie von WOLPE, benutzte nun BARRIOS und fügte Studien zur Hypnose hinzu.

2. 2. Die Hypnose-Studien

Die Zahlen wiederum entnahm BARRIOS aus drei weiteren Studien (RICHARDSON 1963, CHONG TONG MUN 1964 und HUSSAIN 1964). Bei den Studien fällt zuerst auf, dass sie verschiedene Störungsbilder behandelten.

  • RICHARDSON beschäftigte sich mit 74 Proband*en bspw. lediglich mit Frigidität. Er benötigte im Durchschnitt 1,53 Stunden zur „Verbesserung“ oder „Heilung“, im Artikel „recovery rate“.
  • CHONG TONG MUNS Studie umfasste „108 patients suffering from asthma, insomnia, alcoholism, dysmenorrhea, dermatitis, anxiety state, and impotence“ und benötigte im Durchschnitt 5 Stunden.
  • HUSSAINS Studie schließlich umfasste „105 patients suffering from alcoholism, sexual promiscuity, impotence and frigidity, sociopathic personality disturbance, hysterical reactions, behavior disorders of school children, speech disorders, and a number of different psychosomatic illnesses“ und dauerte zwischen 4 – 16 Stunden.

Konkretere Zahlen (zum Beispiel wieviele von den 100 Pat. mit welchem Störungsbild wie lange benötigten) werden nicht angegeben. Anzunehmen sind Unterschiede in der Behandlung einer soziopathischen Persönlichkeitsstörung und psychosomatischen Beschwerden oder etwa Sprachstörungen (HUSSAIN).

Auch ist die Frage zu klären, wie die 93% der „recovery rate“ und deren Nachhaltigkeit bestimmt wird. Reicht zur Bestimmung des Erfolges bspw. bei alcoholism (also Alkohol-Abhängigkeit) die nächste Woche? Das nächste halbe Jahr? Zahlen diesbezüglich finden sich nicht.

2. 3. Versuch einer Kritik

Aus einer so geringen Menge an untersuchten Patient*en belastbare Zahlen oder gar Statistiken zu bekommen ist heute schwieriger. Wenn aus MUNS und HUSSAINS Studien die Pat. bspw. gleichmäßig auf die angegebenen Störungsbilder aufgeteilt werden, sind es nur etwa 15-20 Pat. pro Störungsbild.

Auffällig ist auch, dass klassische Themen, für die Hypnosepraxen heute bekannt sind, wie die Rauchentwöhnung, die Gewichtsreduktion oder die Behandlung von Phobien scheinbar nicht beforscht wurden.

Über die Art der verwendeten Hypnotherapie finden sich immerhin Angaben. Jedoch sind diese, nicht überraschend, in jeder der drei Studie verschieden. Es gibt keinen einheitlich beschriebenen Prozess. Und dennoch rechnete BARRIOS diese Zahlen grosszügig zusammen.

Die verhaltenstherapeutische und die analytischen Studien werden gar nicht mehr ausführlich beschrieben. In einem Nebensatz wird erwähnt, dass alle neurotischen Störungen inbegriffen waren.

Dabei scheint offensichtlich, dass sich die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenien, schweren Depressionen, Essstörungen oder anderen psychischen Störungen mit vielen Komorbiditäten von bspw. der Behandlung der Frigidität unterscheidet. Wirkliche Vergleichsstudien, bspw. 1/3 Hypnotherapie, 1/3 Verhaltenstherapie und 1/3 psychodynamische Verfahren sind durchaus spannend und dringend notwendig.

Auch wird nicht beachtet, dass bspw. die Psychoanalyse nicht nur das Symptom bearbeitet. Sie vermutet in jedem Menschen eine oft unbewusste, psychische Struktur. In dieser stellt das Symptom eine Fixierung dar. Das Verschwinden des Symptomes ohne das Lösen der inneren Fixierung, kann nach psychodynamischen Verständnis, lediglich zu einer Verschiebung führen.

Festzuhalten ist: Es ist kein aufeinander abgestimmtes Untersuchungsdesign erkennbar. Es wird nicht einmal ein einheitlicher Massstab zur Bestimmung der „recovery rate“ vorgelegt.

Es ist mehr als fraglich, ob sich diese Studien überhaupt vergleichen lassen.

3. Aktuellere Daten zur Psychotherapie

In der heutigen Forschung und klinischen Praxis sind diese Zahlen und in einer solchen Menge nicht möglich. Gerade mit der Tiefenpsychologie sind auch in den psychodynamischen Verfahren deutlich kürzere Therapien die Regel und nicht die Ausnahme.

Die Relevanz der Psychoanalyse wird in der Statistik-Auswertung der Bundespsychotherapeutenkammer 2012 mit lediglich 2,4% (Tendenz weiter sinkend) aller bei den Krankenkassen beantragten Psychotherapien für Erwachsene angegeben. Die maximal von den Kassen genehmigte Länge einer solchen Psychoanalyse beträgt 300 h. Die beiden Verfahren, mit denen sich die Hypnosetherapie heute vergleichen muss, sind die der Kognitiven Verhaltenstherapie (50,2%) und die tiefenpsychologischen Verfahren (44,7%) (Quelle).

Die durchschnittliche Dauer der Richtlinien-Therapien wurde 2010 wie folgt angegeben:

Die Anzahl der durchgeführten Sitzungen in einer ambulanten Psychotherapie betrug im Median ca. 40 Sitzungen und im Mittel 48 bis 50 Sitzungen angegeben (Quelle).

Ebenso gibt es in Deutschland inzwischen den Wissenschaftlichen Beirat für Psychotherapie. Dieser bewertet die Wissenschaftlichkeit und Wirksamkeit der psychotherapeutischen Verfahren. Es scheint unwahrscheinlich, dass auch nur eine der sechs von BARRIOS verwendeten Studien vom Beirat angenommen werden würde. Wenn, dann am ehesten die von WOLPE.

PFAMMATTER et. al. zeigt hier einige der aktuellen Probleme beim Vergleich von Psychotherapie-Verfahren auf. Seit GRAWE wird auch mehr auf eine integrative Psychotherapie geschaut. Dies ist ein Versuch, die Grabenkämpfe zwischen den unterschiedlichen Verfahren zu beenden. Nebenbei wird es damit möglich, Hypnotherapie als eigenes Psychotherapieverfahren zu beschreiben. Im Artikel Hypnose als Technik zeige ich auf, wie die Richtlinien-Verfahren bereits durchgängig mit hypnotischen Methoden arbeiten. Aufgrund der historischen Entwicklung finden sich übrigens vor allem zu den psychodynamischen Verfahren viele Gemeinsamkeiten.

4. Fazit

Natürlich müssen mit Hypnose arbeitende Praxen ihre wichtige Arbeit bewerben.

Und eingangs erwähnte Statistik bietet sich auf den ersten Blick an. Nicht umsonst wird sie so oft zitiert. Insbesondere in Deutschland müssen Heilberufene aber auch auf das Heilmittelwerbegesetz und mit allen Anderen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb beachten:

 § 3 Heilmittelwerbegesetz

Unzulässig ist eine irreführende Werbung. Eine Irreführung liegt insbesondere dann vor,

  • 1. wenn […] Verfahren, Behandlungen, […] eine therapeutische Wirksamkeit oder Wirkungen beigelegt werden, die sie nicht haben, […]
  • 3. wenn unwahre oder zur Täuschung geeignete Angaben
  • a) […] über die Art und Weise der Verfahren oder Behandlungen […] gemacht werden.

In dem eingangs erwähnten Zitat entsteht der Eindruck, als ob die Hypnotherapie dank aktueller Studien ein neues und besonders effizientes Verfahren ist. Dagegen wirkt vor allem die Psychoanalyse aber auch die Verhaltenstherapie wirtschaftlich als auch mit Blick auf die Effizienz unhaltbar. Es entsteht sogar der Eindruck, dass Psychoanalysen 600 Stunden dauern und nur 38% Symptom-Verbesserung bringen. Und dass alle Hypnosetherapien 93% „Erfolg“ haben, womit wir schon sehr nahe an einem Heilversprechen sind.

Wenn dies so stimmt, kann das ja auch gemacht werden. Doch warum werden dann keine aktuellen und wissenschaftlich validen Studien zitiert?

Die Antwort ist einfach, es gibt diese (noch) nicht. Zumindest nicht mit solchen eindrucksvollen Zahlen. Psychotherapie-Forschung ist äußerst aufwendig. Die Forschungen müssen heute aufgeschlüsselt werden nach Störungsbildern und der jeweiligen Effizienz. Im direkten Vergleich mit anderen Verfahren benötigt es Kontrollgruppen mit gut ausgebildeten Therapeut*en. Und es hilft die Überprüfung der Nachhaltigkeit in (Langzeit-)Katamnesen, also Überprüfungen mehre Monate bis Jahre nach der Therapie.

5. Forschungen zur Hypnose

Wie erfolgreich die Wirksamkeit von Hypnose beforscht und dargestellt werden kann, zeigt REVENSTORF hier. Mit dessen Arbeiten ist es gelungen, in Deutschland die wissenschaftliche Anerkennung zu bekommen. Achtet beim Lesen sowohl auf die Fallzahl als auch auf die festgestellte Effizienz im Vergleich. Die Unterschiede sind auch hier zu Gunsten der Hypnosetherapie vorhanden.

Und selbst bei diesem Studien wurde nur die Hypnotherapie nach Erickson beforscht. Was damit genau gemeint ist, ist noch nirgendwo vereinheitlicht (vgl. Hypnose als Ausbildung). Vielleicht würde die Forschung zur Hypnoanalyse, insbesondere mit einem strukturierten und zertifizierten Prozess wie bei OMNI, die Zahlen noch einmal anders aussehen lassen.

Wünschenswert ist, dass der Wert der Hypnotherapie ohne die Abwertung der etablierten Verfahren dargestellt wird. Dies kann nur dazu beitragen, selbstbewusst weiter einen Schritt aus deren Schatten zu treten.

Literatur

Literatur-Empfehlungen, welche im Buchhandel und antiquarisch bestellbar sind:

Basis

Barnett, Edgar A.: Analytical Hypnotherapy: Principles and Practice. 1981. Westwood Pub.

Bongartz, Bärbel; Bongartz, Walter: Hypnosetherapie. 2000. Hogrefe.

Boyne, Gilbert: Transforming Therapy. A New Approach to Hypnotherapy. 1989. Westwood Pub.

Elman, Dave: Hypnotherapy. 1984. Westwood Pub.

Erickson, M Milton H.; Rossi, Ernest L.; Rossi, Sheila L.: Hypnose. Induktion – Therapeutische Anwendung – Beispiele. 2016. Klett-Cotta.

Erickson, Milton H.; Rossi, Ernest L.: Hypnotherapie. Aufbau, Beispiele, Forschungen. 2016. Klett-Cotta.

Peter, Burkhard: Einführung in die Hypnotherapie. 2015. Carl Auer.

Revenstorf, Dirk; Peter, Burkhard (Hrsg.): Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. Manual für die Praxis. 2015. Springer.

Forschung

Nash, Mike; Barnier, Amanda: The Oxford Handbook of Hypnosis: Theory, Research and Practice. 2012. Oxford LoP.

Techniken

Schwegler, Christian: Der Hypnotherapeutische Werkzeugkasten: 50 Hypnotherapeutische Techniken für gelungene Induktionen und Interventionen. 2014. Mad Mans Magic.

Erweiterungen

Plassmann, Reinhard: Die Kunst des Lassens. Psychotherapie mit EMDR für Erwachsene und Kinder. 2010. Psychosozial.

Yager, Edwin K.: Subliminal Therapy. Using the Mind to Heal. 2011. Crown House Pub.

Ängste

Preetz, Norbert: Nie wieder Angst: So lösen Sie Ängste in Minuten. 2017. Erfolg und Gesundheit.

Depression

Meiss, Ortwin: Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout. 2017. Carl Auer.

Essstörungen

Blabl, Sandra: bulimiefrei Jetzt: Warum herkömmliche Therapien bei Essstörungen kaum helfen – Dein wirksamer Weg aus der Bulimie. 2015. be wonderful!

Blabl, Sandra: Endlich schlank durch Selbsthypnose – die Hypnoslim-Methode.^ 2018. Giger.

Heilhypnose

Marchant, Jo: Heilung von Innen. Die neue Medizin der Selbstheilungskräfte. 2016. Rowohlt.

Wipf, Hansruedi: Hypnose – Gesundheit und Heilung auf natürlichem Weg. 2017. Giger.

Hypnose für Kinder und Jugendliche

Signer-Fischer, Susy; Gysin, Thomas; Stein, Ute: Der kleine Lederbeutel mit allem drin. Hypnose mit Kindern und Jugendlichen. 2014. Carl-Auer.

Mrochen, Siegfried; Holtz, Karl. L.; Trenkle, Bernhard (Hrsg.): Die Pupille des Bettnässers. Hypnotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. 2015. Carl-Auer.

Regression

Hunter, Roy; Eimer, Bruce: The Art of Hypnotic Regression Therapy: A Clinical Guide. 2012. Westwood Pub.

Weber, Floris: Hypnosetherapie. Auflösende Hypnose. 2016.

Selbsthypnose

Alman, Brian M.; Lambrou, Peter T.: Selbsthypnose. Ein Handbuch zur Selbsttherapie. 2015. Carl Auer.

Wipf, Hansruedi: Selbsthypnose – Der natürliche Weg zur Selbstheilung. 2017. Giger.

Showhypnose

McGill, Ormond: The New Encyclopedia of Stage Hypnotism. 1994. Crown House Pub.

Sonstiges

Blabl, Sandra: Hypnose – Alles ist möglich: 12 spannende Fälle aus der Praxis einer Hypnosetherapeutin. 2017. be wonderful!

Sehr ausführliche Literaturlisten finden sich auch bei Dr. Norbert Preetz.

Für den schnellen Start sind hier kostenfreie Texte und Bücher zu finden.

Literatur – Online

Bücher oder Artikel, welche online und soweit kostenfrei verfügbar sind:

Klassiker

Gordon, Evans: Die geheimen Mächte der Hypnose und der Suggestion. 1923. Rudolph’sche Verlagsbuchhandlung.

 Verschiedenes

Andriopoulos, Stefan: Besessene Körper : Hypnose, Körperschaften und die Erfindung des Kinos. 2000. Fink.

Becker, Friedbert: Hypnose und DK Verfahren. Das Geheimnis befreiter Aufmerksamkeit. 2012.

Jaquin, Anthony: Reality is plastic. The Art of Impromptu Hypnosis. 2007.

Zimmermann, Hans-Peter: Hypnose im Alltag. Hypnotische Sprachmuster in Politik, Verkauf und Werbung. 2014.

Sammlungen

Svoboda, Tomas: Hypnose-Sammlung. 2015.

  • für Autodidakten konzipierter Fernkurs Heilhypnose in 10 Lektionen,
  • gut ein Dutzend teils nicht publizierte Artikel und Manuale wie die DHS (Deutsche HypnoseSkala) und deren Vorgänger PKRH (Prüfverfahren für Klinisch Relevante Hypnosemerkmale),
  • vier vergriffene Sachbücher (Das Hypnosebuch / Schmerzen psychologisch überwinden / Ratgeber Kopfschmerzen / Ratgeber Tinnitus) und weitere Manuskripte
  • Audio-Aufnahmen der Uhr-Trance, der Ich-Stärkung u.a.
  • verschiedene ambulante und stationäre Gesundheitskonzepte (z.B. das SchmerzLöschProgramm), in denen Hypnose genutzt wird.

Peaceful Heart Network: Trauma-Tapping-Technique. 2017

  • RESOLVING YESTERDAY – First Aid for Stress and Trauma With TTT (englisch)
  • Manual (deutsch)
  • Self tapping instructions (deutsch)
  • etc.

Fachartikel

Publikationen der MEG-Stiftung.

Deutlich mehr Auswahl gibt es auf dem Büchermarkt, hier gebe ich darüber einen Überblick.

Hypnotische Vielfalt

Wer vorhat, mit Hypnose zu arbeiten, wird von der Fülle der Angebote zur persönlichen Ausbildung Weiterbildung schier erschlagen.

Hypnotisieren selbst ist einem Grundkurs schnell erlernt. Je nach Wunsch der eigenen Spezialisierung sind anschliessend die verschiedensten Fortbildungen möglich. Klinisch oder nicht-medizinisch, spirituell oder zu diversen Schwerpunkt-Themen (Schmerzen, Ernährung, Sport, Kinder, etc.) – alles kann beliebig vertieft werden.

Die Hypnose-Bildungsveranstaltungen wirken wie ein bunter Marktplatz, mit den verschiedensten Angeboten und nur bei der MEG mit einheitlichen Curriculum. Hinzu kommt, dass die Weiterbildenden oft eine beachtliche Expertise in Marketing-Techniken besitzen.

Die Seite ist der Versuch, diese Angebote zu bündeln und als Übersicht zur Verfügung zu stellen. Eine Vollständigkeit wird nicht gewährleistet. Ein finanzielles Interesse steht von meiner Seite nicht dahinter.

Sollte also ein wichtiges Angebot fehlen, freue ich mich über eine Information.

Grundausbildung

Alle Institute (ausgenommen Paracelsus) bieten sowohl klinische als auch nicht-medizinische Aus- und Fortbildungen an.

MEG – Die Milton Erickson Gesellschaft bietet an mehreren Standorten in Deutschland verschiedene Weiterbildungen (bspw. klinische, hypnosystemische und medizinische Hypnose) unter ihrem Dach an. Voraussetzung ist in der Regel eine psychotherapeutische Ausbildung. In der Regel umfasst das Curriculum eine zweijährige Ausbildung mit Wochenend-Seminaren. Das entspricht etwa 13 Wochenenden, aufgeteilt in einen Einsteigenden-Kurs (A), Basic-Kurse (B) und Fortgeschrittenen-Kurse (C) mit wenigstens 40 Stunden Supervision. Durch die Workshop-Form und besonders die C-Seminare finden kontinuierlich angebotene Fortbildungen zu den verschiedensten Themen statt.

OMNI – Die bisher einzige nach ISO 9001 zertifizierte Hypnose-„Ausbildung“. OMNI bietet mit verschiedenen Trainern und Trainerinnen deutschland- und weltweit die Grund- und Fortgeschrittenen-„Ausbildung“ in 7 Tagen an.

Paracelsus – Die Heilpraktikerschulen – Paracelsus bietet nur Hypnosetherapie an. Ein einheitliches Curriculum ist nicht erkennbar. Demzufolge wird die „Ausbildung“ sowohl zeitlich als auch qualitativ abhängig von der anbietenden Person sein.

TherMedius® – Dieses Institut ist deutschlandweit vertreten und bietet neben einem Komplettpaket (derzeit 12 Tage) die „Ausbildung“ in Modulform an. Das Grundmodul dauert zwei Tage, das Fortgeschrittenen-Modul ist mit drei Tagen angegeben. Das Institut bietet eine Unzahl an selbst erstellten Zertifikaten für diverse Spezialisierungen an.

Hinzu kommen etliche Einzelpersonen, welche sich einen Namen machen konnten, bspw. Dr. Norbert Preetz, Renartz mit der Autosystemhypnose, Alexander Hartmann mit System 23, Alfred Himmelweiss, Jan Becker und viele, viele mehr.

Fortbildungen

Bei den einzelnen Schulen finden sich dann auch diverse Fortbildungen, bspw. bei OMNI:

Weiterhin:

  • Aktiv-Wach-Hypnose – Form der Wachhypnose, bei welcher die zu hypnotisierende Person in einem aktiven, bewegten Zustand in Trance gebracht wird.
  • iEMDR – bilaterale Hemisphärenstimulation bei Blockaden und Ängsten
  • mindTV – Fernsehen im Kopf. Mentale Fremdkörper erkennen und entfernen.
  • Simpson Protocol – Interaktive Kommunikation in tiefer Trance.
  • Soul & Parts – Arbeiten mit den Ego-States, dem Ãœberbewusstsein.

Bei TherMedius® finden sich bereits erwähnte Module, bspw. zu

  • Hypnose-Coaching
  • Hypnosystemik
  • Schmerztherapie
  • Ängste und Phobien
  • Traumatherapie
  • Depressionen & Burnout
  • Kinder-Hypnose
  • Sporthypnose
  • Hypnoanalyse intensiv
  • Trauerbegleitung
  • Schwangerschaft / Geb.
  • Reinkarnationstherapie
  • Medizinische Hypnose
  • Gruppenhypnose
  • Selbsthypnose
  • Superlearning mit Hypnose
  • Hypnose & Gehirn
  • Aromatherapie & Hypnose
  • Sexualtherapie
  • Biofeedback / Stress
  • Schlafstörungen
  • Blitzhypnose & Showhypnose
  • Hypno-Chirurgie
  • Nährstoffe & Hypnose
  • Selbsterfahrung
  • Flugangst-Coach

Andere Weiterentwicklungen:

  • Ultra Depth® – Arbeiten im Sichort State (extrem tiefe Trance).
  • Yager-Code – Arbeiten mit dem Ãœberbewusstsein, subliminal.

Literaturempfehlungen habe ich hier zusammengetragen. Es finden sich dort kostenfreie Bücher und Texte online, als auch mit den entsprechenden Bezugsquellen.