Hypnose als Ausbildung?!

Unter „Hypnotischer Vielfalt“ habe ich einige der bekannteren Angebote von Hypnose-Ausbildungen Weiterbildungen zusammengefasst. Der folgende Beitrag stellt hierzu meine Gedanken zu Bezeichnung und beruflicher Anerkennung dar.

Ausbildung

Umgangssprachlich ist der Begriff einer Ausbildung in Hypnose durchaus zutreffend. Doch streng genommen gibt es in Deutschland keine einzige, berufsrechtlich relevante Ausbildung in Hypnose oder sogar Hypnosetherapie. Weder von der MEG, von OMNI, Thermedius oder Paracelsus und erst recht nicht von den ganzen freien Anbietenden.

Denn die Hypnosetherapie ist bis heute weder ein staatlich geschützter Begriff noch ein eigener Beruf.

Doch genau dies benötigt es in Deutschland für eine Ausbildung: einen staatlich geschützten und regulierten Ausbildungsberuf. Für diesen wiederum muss ein Curriculum, also ein einheitliches Verzeichnis, von fachlich vermittelbaren Fertigkeiten und Kenntnissen bestehen (vgl. EBERWEIN).

(Die aktuell stattfindende Reform der Psychotherapie-Ausbildung zeigt die enorme Komplexität.)

Weiterbildung

Passender wäre der Begriff der Weiterbildung. Dieser beschreibt das Erlernen einer Fähigkeit, einer Spezialisierung, aufbauend auf einem bereits bestehenden Beruf.

Bei Hypnosetherapie könnte entsprechend der Heilpraktiker* (der wiederum ein freier Beruf und kein staatlich anerkannter wie bspw. in der Schweiz ist), oder aber der psychotherapeutische bzw. ärztliche, staatlich geschützte Beruf verwendet werden.

Für Hypnose allgemeiner, bspw. für Coaching, Beratung oder Bühne gibt es noch keinen staatlich regel- und schützbaren Rahmen.

Fortbildung

Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch noch den Begriff der Fortbildung.

Diese zielt auf „Erhaltung, Erweiterung und technische Anpassung der Qualifikationen, die in der Ausbildung erworben wurde“ (vgl. ebd.). Da viele Hypnose(therapie)-„Ausbildungen“ durchaus eine solide Basis bilden, ist es nicht ungewöhnlich, dass darauf aufbauend vertiefend weitere Hypnose-Fortbildungen (in Blitzhypnose, in Reggression, in Metaphernarbeit, etc.) angeboten werden.

Hier hinkt die öffentliche, staatliche und wissenschaftliche Anerkennung der Realität hinterher. Eine Fortbildung in Hypnose bedeutet dort nach wie vor oft lediglich eine weitere Entspannungstechnik in einem etablierteren Psychotherapie-Verfahren.

Sinn und Unsinn

Natürlich haben die verschiedenen Schulen ihr einheitliches Curriculum.

Insbesondere bei OMNI gibt es in jedem „Ausbildungs“-Kurs einen sogar zertifizierten Prozess. Bei der MEG scheint das Curriculum mit den A- und B(asic)-Kursen am ausgereiftesten. Die Kurse geben einen umfassenden Ãœberblick über die therapeutische Verwendung von Hypnose. Die Weiterbildung ist für einen längeren Zeitraum ausgelegt und ermöglicht auch durch die Supervision eine Begleitung der eigenen praktischen Erfahrung. Die Inhalte unterscheiden sich erst in den frei wählbaren C-Kursen.

Ein einheitlicher und staatlich geschützter Beruf stellt wesentlich sinnvoller Qualität sicher, als es jetzt durch die ganzen bunten und professionell wirken sollenden Zertifikate und Titel der bestehenden Schulen möglich ist. (Eine besonders schöne und beeindruckende Sammlung findet sich bei Dr. med. Polten.) Dies könnte durchaus die bestehende Verunsicherung sowohl bei Interessierten als auch Klientel verringern.

Gleichzeitig benötigt es eine instituteübergreifende Zusammenarbeit:

  • Wie sieht es mit dem praktischen Anteil aus?
  • Was ist mit der notwendigen Selbsterfahrung in einem sozialen, sogar therapeutischen Beruf?
  • Und die Frage nach den theoretischen Grundlagen

Und spätestens da deuten sich Konflikte an.

Zum Beispiel unterscheiden manche in aufdeckender Hypnose, in tieferer Trance, symptomorientiert und regressiv und in eher suggestiver, bzw. zudeckender, bzw. stabilisierender und leichterer Trance-Arbeit. Der Sinn einer solchen Trennung mit direkten Auswirkungen auf die „Ausbildung“ wird insbesondere von den ursachenorientierten Verfahren nicht diskutiert, weswegen ich auch nicht weiter auf die inhaltliche Ebene eingehe.

Wichtiger scheint, dass manche Hypnosetherapie in den Händen von fundiert ausgebildeten Ärzt*en und Psychotherapeut*en sehen, während andere Hypnose als alltagstaugliche und leicht erlernbare Methode vermitteln (vgl. Zwischen Elfenbeinturm und Strassenlärm).

Es besteht die Gefahr, dass es mit einem anerkannten Beruf Zugangsvoraussetzungen gibt, wie es sie zum Beispiel bei der Milton-Erickson-Gesellschaft (MEG) und der Deutschen Gesellschaft für Hypnose (DGH) bereits vorhanden sind. Dort dürfen oft nur Approbierte, also Ärzte* und Psychotherapeut*en, die Weiterbildung machen.

Hypnose als Geschäft

Nicht zu vergessen sind marktwirtschaftliche Ãœberlegungen.

Es gibt die bereits erwähnte, schwer zu überschauende Vielfalt an verschiedenen „Ausbildungen“ ja nicht umsonst. Je mehr Hypnose als effizientes Verfahren bekannter wird, desto mehr steigen die Möglichkeiten, damit Geld zu verdienen.

In kaum einem anderen Verfahren können eben so schnell und effizient (und wenig reguliert) die Grundlagen vermittelt werden.

Und dabei werden bereits im großen Stil „neue“ Methoden persönlich „geschützt“ durch ® (Registered Trademark) oder â„¢ (Unregistered Trademark). Im Sinne des Marketings und dem Erreichen einer möglichst großen Zielgruppe ist es natürlich wichtig, dass eine komplette Ausbildung stattfindet und nicht lediglich eine Weiterbildung für einen bereits bestehenden Beruf.

Auch gibt es in anderen Ländern – insbesondere den Vereinigten Staaten, aber auch der Schweiz – andere Regularien, welche auch in Deutschland Fuss fassen (wollen). So entstehen rechtlich relevante Wortschöpfungen wie Diplom-Hypnotiseur u. A.

Abschliessender Gedanke:

In der Regel besuchen erfolgreich mit Hypnose Arbeitenden nicht nur den „Ausbildungs“-Kurs. Es ist interessant, wieviel Zeit und Geld bereits in die eigene Bildung (Selbsterfahrung, Praxis und Theorie) durch die verschiedenen Workshops investiert wird. Diese Daten könnten mit anderen Ausbildungen verglichen werden. Ich gehe davon aus, dass die Kosten  inzwischen nicht so weit auseinander liegen. Und: Eine umfangreichere Ausbildung ist günstiger, wenn nicht jeder Workshop einzeln eingekauft werden muss.

Auch bleibt es spannend, wie die Geschichte der Hypnosetherapie in Deutschland weiter geht. Hypnose für alle? Hypnose für die, die es sich leisten können? Oder dürfen nur universitär Gebildete Hypnose einsetzen?

All das versteckt sich hinter der Frage, ob das Erlernen der Hypnosetherapie eine Ausbildung ist, oder …