In der Hypnose spielen Modelle unseres Bewusstseins, von bewusst, unbewusst oder unterbewusst eine wichtige Rolle. Die Diskussion darüber ist einerseits sehr alt und gleichzeitig hochaktuell.
Dass diese ursprünglich philosophischen Begriffe heute ganz alltäglich verwendet werden, gilt als ein Verdienst der Arbeit von FREUD.
Vorbereitung
Unterschieden wird zwischen bewussten und unbewussten Zuständen.
Wir sind uns bewusst, haben also ein Bewusst-Sein und demzufolge auch ein Unbewusst-Sein.
Mit diesen Begriffen werden ebenso Vorgänge beschrieben und veranschaulicht. Prozesse, mit denen wir die Welt erfahren. Bewusst sind wir uns darüber, was wir im Hier und Jetzt wahrnehmen, ob nun mit unseren Sinnesorganen im Außen – oder nach Innen gerichtet.
Alles Andere kann dem Unbewussten zugeordnet werden.
In einer solchen, polaren Sichtweise variiert das Verhältnis zwischen bewusst und unbewusst. Je nachdem, was alles als un-bewusst verstanden wird. Viele, die sich das erste Mal mit dem Thema beschäftigen, überrascht, dass das eigene Bewusstsein oft nur den geringsten Teil ausmacht.
Manche Modelle des Unbewussten beinhalten die gesamten physiologischen Vorgänge im Körper, bspw. die Blutzirkulation oder das Spannen und Entspannen unserer Muskulatur, wie beim Schlagen des Herzens, bei der Verdauung oder dem Vorgang der Atmung.
Andere Modelle konzentrieren sich vor allem auf die Sinnesorgane und unser Gedächtnis. Erfahrungen und Erinnerungen, Gefühle und Glaubenssätze, welche oft als Bilder ihren Platz in unserem neuronalen Speicher haben.
Unbewusst oder Unterbewusst?
Häufig meinen wir mit den beiden Begriffen unbewusst und unterbewusst das Gleiche.
Unterbewusst spricht dabei eine räumliche, bildhafte Ebene an, welche unter dem Bewusstsein liegt. Vielleicht so, als ob das Bewusstsein ein Ölfilm auf dem Wasser, dem Unbewussten, ist. Auch das Eisberg-Modell bedient sich eines ähnlichen Bildes. Und das für die Hypnose so typische „tiefer und tiefer“ bedient sich ganz selbstverständlich dieser Metapher.
Dieses sprachliche Bild verändert sich in anderen Modellen, in denen vielleicht das Unbewusste das Bewusste vollständig umgibt. Manche bezeichnen dort das Bewusste als (sehr kleinen) Lichtkegel im Dunkel des Unbewussten. Hier ist das Bewusstsein wie eine Art Fokus. Die Aufmerksamkeit wird auf etwas gerichtet.
Im Gegensatz zur (tiefen-)psychologischen Fachsprache verwenden wir im Alltag öfter den Begriff des Unterbewusstseins. Und für einen guten Rapport ist es sinnvoll, die Sprache und Bilder des Klientels zu verwenden.
Ein weiterer Vorteil bei der Verwendung in der Hypnose ist, dass sich das Unterbewusste scheinbar leichter als Instanz ansprechen lässt. Ganz so, als ob das Unterbewusstsein eine eigenständige Gestalt in uns ist. Während nun das Unbewusste eher eine Art Raum oder Feld beschreibt.
Mehr Tiefe und das kollektive Unbewusste
Es gibt noch detailliertere Modelle und weitere Ebenen.
C. G. JUNG ergänzte zum individuellen Unbewussten noch ein allen Menschen gemeinsames Unbewusstes. In diese kollektive Ebene münden archetypische Muster. Diese wiederum werden von einem Kern des Unbewussten gesteuert, JUNG nannte dies das „Selbst“.
E. YAGER spricht von einem „Zentrum“. Er widerspricht dem Weisheitsgedanken von JUNG, steht dem „Zentrum“ jedoch eine eigenständige Intelligenz zu.
Bei OMNI wird eine ähnliche Ebene, welche aus dem Unbewussten erreichbar ist „Ãœberbewusstsein“ genannt.
Alle Modelle sind als Hypothesen zu verstehen.
Neurologisch (und philosophisch) lassen sich die Trennungen zwischen den Zuständen oder Prozessen nicht aufrecht erhalten. Die Wahrnehmungskanäle und entsprechenden Hirnareale sind sehr genau erforscht. Unser peripheres Nervensystem, bspw. die Sinnesorgane, leiten die Reize über die afferenten Nervenbahnen zu Teilen des Gehirns, dem Zentralen Nervensystem. Dort werden sie „verarbeitet“ und über die efferenten Nervenbahnen (wieder peripheres Nervensystem) wird die körperliche Reaktion, bspw. über unsere Muskeln, aktiviert.
Insbesondere Medikamente nutzen die sehr detaillierten Kenntnisse über die biochemischen Vorgänge im Gehirns.
Ãœbrigens: Freud und andere Sprachen
Im Englischen wird zwischen conscious (bewusst), subconscious (unterbewusst) und unconscious (unbewusst) unterschieden. Dort wird sowohl das conscious als auch das subconscious als Teil des unconscious verstanden.
Es gibt Vermutungen, nach denen die Frage nach einer Unterscheidung lediglich Fehlern bei der Ãœbersetzung von Freud’s Schriften vom Deutschen ins Englische und wieder zurück zu verdanken ist. Ursprünglich wurde nämlich mit subconscious das Vorbewusste in Freud’s Modell übersetzt.
Im Trancezustand ist das alles glücklicherweise egal.
Das Un-ter-bewusste versteht, egal, wie es angesprochen wird.
Und so können in Hypnose viele unbewusste Prozesse oder Zustände, sowohl physiologische, bspw. Körperfunktionen, als auch neurologische, z. B. Gedächtnisinhalte, angesprochen und verändert werden.